SEVAK ARAMAZD, "BERG DER SONNE"
Vom Autor
Nach langen Jahren des Umherirrens kehrte ich endlich in das Haus zurück, wo meine Kindheit lebte. Mich verließ das Gefühl nicht, dass mein Leben bald enden und ich es versäumen würde, sie noch einmal zu sehen. Die Tür war zu. Dreimal klopfte ich an die Tür, doch ich bekam keine Antwort. Ich schaute durch das Fenster hinein, aber es war nur mein undeutliches Spiegelbild zu erkennen. Ich wollte erneut klopfen, als die Tür plötzlich wie durch eine unsichtbare Hand aufging. Mit Herzklopfen trat ich ein, in der Erwartung, dass meine Kindheit mir jeden Augenblick aus dem Halbdunkel entgegenlaufen und ich sie mit grenzenloser Sehnsucht in meine Arme schließen und sie fest an meine Brust drücken würde, doch das Haus war leer. Niemand war da. Seit meinem Weggang hatte keine Menschenhand die Gegenstände im Haus berührt. Alles stand an seinem Platz. Nur sie war nicht da. Bedrückt ging ich gesenkten Hauptes wieder in den Hof und wollte schon für immer fort, als ich hinter mir irgendeine Anwesenheit spürte. Ich drehte mich um: Unter dem Gartenzaum, im unwirklich grellen Licht der Herbstsonne saß ein kleiner Greis und schaute regungslos vor sich hin. Es lief mir eiskalt über den Rücken: Es schien mir, als sei es mein verstorbener Vater, der auf meine Heimkehr warte, doch als ich näher kam, stellte ich fest, dass der Mann mir völlig unbekannt war. Ich war ihm noch nie in meinem Leben begegnet. Ich betrachtete das Gesicht des Greises und war verblüfft von seinem lichtlosen Blick, der unverwandt irgendwohin starrte. Meinen Gruß entgegnete der Greis nicht und beantwortete auch keine meiner Fragen, als wäre er blind und taub. Eine merkwürdige Schwäche überkam mich und ich fühlte, dass ich nicht imstande war, dieses Haus zu verlassen. Wie verzaubert setzte ich mich still neben den Greis und diese Geschichte nahm ihren Lauf.
(Aus dem Armenischen übersetzt vom Autor)
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